Wie auch anderenorts macht sich auch noch in Niedersachsen der Lehrermangel besonders an den Grund- und Hauptschulen bemerkbar. Neben anderen Maßnahmen will das Land dem weiterhin bestehenden Personaldefizit mit innovativen Ausbildungskonzepten für angehende Lehrkräfte begegnen. Die inzwischen von sechs Universitäten im Land angebotene Ausbildungsregelung mit zweijährigem Masterstudium hat sich nach Ansicht vieler Experten bewährt.
Neue Konzeption seit dem Wintersemester 2014/2015
Zur Zielsetzung eines intensiveren und stärkeren Praxisbezuges während der Lehrerausbildung und eines vorangegangenen dreijährigen Bachelorstudiums wird seit dem Wintersemester 2014/2015 das darauffolgende Masterstudium von einem auf zwei Jahre verlängert. Innerhalb der Masterstudiengänge des zweiten Semesters absolvieren die Studenten einen 18-wöchigen Praxisblock. Hierbei wird den angehenden Lehrern ein Mentor zur Seite gestellt und unter sachkundiger Aufsicht und Betreuung werden diese zum ersten Mal auch unterrichten.
Nach Auffassung von Jürgen Sander, Vorsitzenden des niedersächsischen Verbundes zur Lehrerbildung und Professor für Mathematik an der Universität Hildesheim, stellt das neue Konzept eine optimale Lösung in wirksamer Koeffizienz einer optimalen „Meister-Lehrlings-Beziehung“ da und anders als vorher bei fertig studierten Referendaren sollen die neuen Absolventen nicht bedingungslos Unterrichtslöcher stopfen, sondern die neuen Pädagogen sollen gut begleitet praxisorientiert unterrichten, um gezielt auf den möglichen Berufsweg vorbereitet zu werden.
Die Universitäten
1600 Studienanfänger gab es ab dem Studienjahr 2016/2017 für die beiden Masterstudiengänge in den Lehrämtern für Grundschule sowie Haupt- und Realschule. Angeboten wird das Konzeptstudium an den Universitäten, Vechta, Hildesheim, Osnabrück, Oldenburg, Lüneburg sowie der Technischen Universität Braunschweig. Die Förderung erfolgt über finanzielle Projektmittel des Landes Niedersachsen, die aufgrund der positiven Erfahrung nun dauerhaft gewährleistet werden sollen. Informationen zur genauen Höhe der Forderungsmittel will das zuständige Wissenschaftsministerium innerhalb der nächsten Wochen bekannt geben.
Positive Bilanz der Gewerkschaft
Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) äußerte sich durch ihren Landessprecher Christian Hoffmann positiv zur Entwicklung und ständigen Einrichtung des Konzeptes, mahnte aber gleichzeitig an, dass dieser erfolgreiche Schritt lediglich der Anfang zur Problematikbewältigung des Lehrermangels sein kann und weitere Kapazitätserhöhungen an den Universitäten erfolgen müssten. Außerdem forderte Hoffmann in diesem Zusammenhang Lehrkräfte der Grund-, Haupt- und Realschulen auf gleichem Besoldungsniveau der Kollegen an den Gymnasien zu entlohnen, welches nun auch aufgrund der gleich langen Studienzeit gerechtfertigt sei.