Das ehemalige Rheinisch-Westfälische Wirtschaftsinstitut (RWI) gehört mittlerweile zur renommierten Institutsgruppe der Leibnitz-Gemeinschaften, die durch fundierte Studien, Analysen und fachkompetente Forschungsarbeiten, die Wirtschaft, aber auch die Politik bei ihrer Entscheidungsfindung beraten. In einer neuen, umfassenden Studienarbeit hat das Institut den Einfluss von Lehrkräften mit und ohne Migrationsgeschichte auf die Lesefähigkeiten der Schüler/-innen untersucht: mit einem interessanten Ergebnis.
Im Hinblick auf die Lesefähigkeit von Schulkindern konnte bei Schülern/-Schülerinnen ohne Migrationsgeschichte zwar kein spezifischer Einfluss nachgewiesen werden, doch bei denen mit Migrationsgeschichte ergab die Untersuchung, dass diese Fähigkeiten durch den Einsatz der genannten Lehrkräfte signifikant erhöht wurden. Dieser positive Effekt zeichnete sich im Rahmen der Studie verglichen mit anderen beeinflussenden Faktoren als überaus beachtlich aus. Durch das Engagement der Lehrkräfte mit Migrationsgeschichte lag dieser beispielsweise doppelt so hoch wie beim so bezeichneten Geschlechtereffekt, welcher den Lernvorsprung von Mädchen gegenüber Jungen verdeutlicht. Außerdem zeigte sich die Erscheinungsform um einen erheblichen Anteil größer als der allgemeine Unterschied im Bereich der Lesefähigkeit zwischen den Schulkindern ohne und mit Migrationsgeschichte.
Zweisprachige Lehrkräfte steigern Lesefertigkeit aller Schüler/-innen
Die Studie des Institutes beinhaltete auch eine Ursachenanalyse, um mögliche Gründe für den positiven Einfluss der Lehrkräfte zu erörtern. Eines dieser Ergebnisse legte offen, dass gerade die Vorbildfunktion der Lehrkräfte mit Migrationsgeschichte für Schüler und Schülerinnen mit einem ähnlichen Background eine wesentliche Rolle spielt. Von besonderer Auffälligkeit geprägt ist außerdem der positive Auswirkungsgrad von zweisprachigen Lehrkräften. Diese Lehrer/-innen mit zwei oder mehr Muttersprachen, sind in der Tendenz besser in der Lage, die Lesefertigkeiten an die Schüler und Schülerinnen zu vermitteln. Dieser Einfluss gilt für alle Schulkinder gleichermaßen. Für die Studie wurden Daten aus der Sekundarstufe, also den Klassenverbänden 5 bis 9 innerhalb des Nationalen Bildungspanels des Leibnitz-Institutes verwertet.
Diese NEPS-Daten liefern im Längsschnitt Informationen zu entsprechenden Bildungsprozessen und Kompetenzentwicklungen im Bereich der Bundesrepublik. Durch eine detaillierte Strukturanalyse der Daten konnte ermittelt werden, wie sich das Leistungsverhalten der Schulkinder im Unterricht durch Lehrkräfte mit und ohne Migrationsgeschichte darstellte. Für die RWI-Wissenschaftlerin und Studienautorin Lisa Sofie Höckel zeigt die Erhebung den deutlich positiven Einfluss der Lehrkräfte mit Migrationsgeschichte auf das Leistungsniveau der Lesefertigkeiten unter den Schülern und Schülerinnen auf. Da gut ausgeprägte Sprach- und Lesefähigkeiten gerade für Kinder mit Migrationshintergrund bei der beruflichen Zukunftsperspektive besonders wesentlich sind, sollten auch zweisprachige Lehrkräfte an den bundesdeutschen Schulen deutlich häufiger Verwendung finden, als es bislang der Fall ist.
Weiterführende Quellen zu diesem Thema
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