Zuletzt aktualisiert am 30.08.2024 um 20:51 Uhr, Geschätzte Lesezeit: 3-4 Minuten
Nach positiven internationalen Erfahrungen fand in Hessen ein Modellversuch mit dem Einsatz sogenannter „Schulschwestern“ an verschiedenen Schulen statt. Hierbei erwiesen sich die Schulgesundheitsfachkräfte als erheblicher Gewinn für den Bildungsbetrieb und entlastender Faktor für das Lehrerkollegium. Die Ergebnisse wurden von einer projektbegleitenden Studie der Berliner Charité Universität analysiert.
Im Rahmen des Projektes kamen an zehn Schulen in Frankfurt und im Raum Offenbach Krankenschwestern zum Einsatz. Die Bilanz des hessischen Kultusministeriums fiel durchweg positiv aus. Die „Schulschwestern“ erwiesen sich hierbei nicht nur als erste Anlaufstelle für die Erste-Hilfe-Versorgung, sondern standen auch für alltägliche, kleiner Problematiken der Schüler jederzeit hilfsbereit zur Verfügung. Lehrer und Eltern der am Modellversuch beteiligten Schulen merkten zufrieden an, dass die aktive Arbeitseinbindung der Gesundheitsfachkräfte eine Versorgungslücke schließen würde.
Souveräne Hilfe bei seelischen Belastungen
Innerhalb der Begleitstudie werteten die Wissenschaftler der Universität Berlin etwa 3.700 schriftlich erfasste Interviews, die an den Schulen durchgeführt wurden, aus. Allein in der Sekundarstufe 1 ergaben die Auswertungen, dass 42 Prozent der Schüler der Auffassung waren, die Schulschwestern stellen eine deutliche Verbesserung des Miteinanders an den Schulen dar. Die täglich latent vorhandenen Problematiken, wie Bedrohungen und körperliche Auseinandersetzungen, welche immerhin von 18 Prozent der Schüler als stetiger Begleitumstand an den Schulen Erwähnung fanden, würden so etwas abgemildert. Über 75 Prozent der Lehrkräfte gaben an, dass sie den Einsatz der Krankenschwestern begrüßen würden, da so die eigenen Arbeitsbelastungen in fachfremden und gesundheitsbezogenen Aufgabenbereichen deutlich sinken.
Neben der Versorgung von kleinen Blessuren oder akuten Beschwerden leisten die Krankenschwestern auch seelischen Beistand. Als Anlaufstelle, um den Schülern mit Rat und Tat zur Seite zu stehen, beschäftigen sich die Gesundheitsfachkräfte mit vielschichtigen Problematiken des Schulalltags. Mobbing, Drogen, Alkohol gehören dabei genauso zum Aufgabenspektrum wie chronische Erkrankungen und Behinderungen. Ein Gespräch zur rechten Zeit bewirkt oftmals Wunder oder gezielte Aufklärung, beispielsweise in dem Bereich der Sexualität, schafft Abhilfe bei aufkommenden Fragen. Während des Modellversuchs wurden in Hessen mehr als 14.800 Kontakte zwischen den Schülern und den Gesundheitsfachkräften dokumentiert.
Wichtige Erfahrungswerte im Verbund multiprofessioneller Teams
Die eigenen beruflichen Erfahrungswerte und die Kombination des schulinternen Einsatzes von multiprofessionellen Teams, fördern den erleichterten Zugang im Bereich der gesundheitlichen Versorgung. Wesentlich sind auch Prävention und Beratung, so die Aussagen einiger Krankenschwestern. Oftmals auftretende Beschwerden bei Schülern entpuppen sich im Nachhinein als ursächliches Problem aus gänzlich anderen Bereichen. Hierbei geht es in erster Linie um die zunehmende Gewaltbereitschaft und die verbalen Konflikte an den Schulen. Die hessische Landesregierung hat unter der Einbeziehung der hessischen Arbeitsgemeinschaft für Gesundheitsförderung auf die Veränderungen an den Schulen reagiert.
Ganztagsschule, Inklusion, Digitalisierung und einhergehende gesellschaftliche Problematiken machten das Angebot im gesundheitlich, psychosomatischen Bereich nach ihrer Einschätzung dringend notwendig. Auch wenn einige Punkte, wie beispielsweise die Ernährungsberatung oder das Medienkonsumverhalten nicht durch die Studie der Berliner Wissenschaftler belegbar waren, so ist gerade das präventive Handeln ein äußerst wichtiger Aspekt. Das Kultusministerium in Hessen möchte das Projekt zunächst bis Ende des Jahres verlängern. Art und Ausweitung der Maßnahme muss jedoch noch mit den Vertretern der Regierungskoalition abgestimmt werden. Als Fazit bleibt, dass nach Meinung der Berliner Wissenschaftler sowie auch international renommierter Bildungsforscher, der Einsatz von Schulgesundheitsfachkräften ein wichtiger Beitrag zu gesundheitlichen und sozialen Aspekten an den Schulen ist.
Weiterführende Quellen zu diesem Thema:
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