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Lehrer

Bildung: Sozialer Hintergrund begründet oftmals die Schulform!

Lehrerin schreibt mit Schüler auf die Tafel
Sep
8
2018

Sozialer Hintergrund bestimmt die Zukunft; Bild:

Im Rahmen der aktuellen Inklusionsdebatte findet eine ursächliche, einhergehende Problematik kaum Beachtung: Der soziale Hintergrund des Elternhauses hat offenbar erheblichen Einfluss, dass Kinder bestimmte Förderschulen aufsuchen. Erziehungswissenschaftler und Direktoren nehmen Stellung.

System mit signifikanten Anfälligkeiten

Der Erziehungswissenschaftler Hans Wocken, ein Fürsprecher des gemeinsamen Lernens und Verfechter der Inklusion als Menschenrecht, schrieb schon Anfang des neuen Jahrtausends, dass die Förderschule für Kinder mit Lernschwächen zu großen Teilen eine Schule mit dem gesellschaftlichen Hintergrund der Arbeitslosen, Sozialhilfeempfänger und Armen sei. Diese Grundannahme ist auch heute scheinbar immer noch präsent. Der Bildungsforscher für Heilpädagogik, Fabian van Essen von der Internationalen Hochschule in Bad Honnef (IUBH) bestätigt aktuelle Forschungsergebnisse, wonach 80 bis 90 Prozent der Kinder aus sozial- und einkommensschwachen Familien Unterricht innerhalb dieser Schulform erhalten.

Im Rahmen dieser Diskussion wird oftmals von sogenannten Brennpunktschulen gesprochen, doch viele Gegebenheiten sind realer Bestandteil der Förderschulen. Eine derartige Förderschule leitet seit einigen Jahren auch Bernhard Mast-Sindlinger auf der Schwäbischen-Alb in Baden-Württemberg. Der Direktor bestätigt, dass viele der Schüler in ärmlichen, sozialschwachen Familienverhältnissen leben. Die Förderschule mit der offiziellen Bezeichnung „Sonderpädagogisches Bildungs- und Beratungszentrum Förderschwerpunkt Lernen“ (SBBZ) ist Teil der baden-württembergischen Umstrukturierungsmaßnahmen im Bereich der Inklusion, in deren Rahmen die Sonderschulen nicht abgeschafft, sondern neu bezeichnet wurden.

Der Schulleiter wies in diesem Zusammenhang daraufhin, dass nach den Neuerungen nun den Eltern die Entscheidung überlassen werde, ob sie ihr Kind auf die „SBBZ“ schicken oder ob diese an einer allgemeinen Schule unterrichtet werden. Die große Anzahl der förderbedürftigen Kinder verbleibe allerdings an der Förderschule, so Mast-Sindlinger. Probleme, die aktueller denn je sind, da letztendlich einige Bundesländer bei der Inklusion den Schalter umlegen und Sonderschulen, die eigentlich vor der Schließung standen, unter neuer Strukturierung wieder aufleben. Beispiele hierfür sind Nordrhein-Westfalen und auch Niedersachsen. Allen gemeinsam ist die Tatsache, dass viele förderbedürftige Schüler aus einem sozialschwachen Umfeld kommen.

Scheitern in streng ausgelegten Schulformen

Auch viele Kinder von Aussiedler- und Flüchtlingsfamilien sind betroffen, so Mast-Sindlinger. Persönliche Schicksale, Erlebnisse und fehlende Infrastruktur der Herkunftsländer haben erhebliche Entwicklungsdefizite verursacht. Hinzu kommen oftmals fehlende Sprachkenntnisse und mangelndes Sozialverhalten, sodass die Anforderungen der Regelschule kaum erfüllbar sind. Finanziell besser gestellten Eltern gelänge es durchaus öfter einen Wechsel ihrer Kinder an die Förderschule zu vermeiden, so der Schulleiter, der das sonderpädagogische Konzept dennoch befürwortet, da es zunächst hilft individuelle Betreuung zu gewährleisten, um den betroffenen Kindern Halt zu geben.

Bildungsforscher Fabian van Essen sieht die Verantwortung bei den Lernschwierigkeiten nicht ausschließlich im Elternhaus. Zwar seien belastende familiäre Probleme ein Faktor, aber wesentlich sei auch die Auslegung der Regelschulen, welche sich an der bürgerlichen Mittelschicht orientiert und sich in Erwartung, Sprache, Ausdruck und Umgangsform bemerkbar macht. Dieser Umstand kann neue Belastungen schaffen und somit eine Mitverantwortung beim Scheitern im System bewirken, so van Essen. Der Bildungsforscher lehnt deshalb eine zementierte Diagnose mit dem Stempel der „Lernbehinderung“ ab, da er sie für diskriminierend und ungenau hält.

Weiterführende Quellen zu diesem Thema:
  1. welt.de – Ein System, das anfällig für Willkür ist
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