Handys oder besser Smartphones sind aus der heutigen Zeit nicht mehr wegzudenken. Sie sind zum dauerhaften Begleiter geworden, lassen uns leicht und wie selbstverständlich miteinander kommunizieren, und bieten uns viele abwechslungsreiche digitale und multimediale Inhalte. Gerade für die junge Generation sind die kompakten technischen Alleskönner unverzichtbar geworden und in Bayern entflammt derzeit eine hitzige Debatte darüber, ob ein generelles Smartphoneverbot an Schulen innerhalb des neuen digitalen Zeitalters überhaupt noch zeitgemäß ist.
Kultusministerium verlangt runden Tisch
Das bayerische Handyverbot an den Schulen bleibt zwar zunächst bestehen, doch scheinen Lockerungen für die Zukunft möglich. Sogar der bayerische Landtag befasste sich bereits mit der Thematik und im Kultusministerium plant der zuständige Minister Dr. Ludwig Spaenle (CSU) den Einsatz einer Arbeitsgruppe, also einen sogenannten runden Tisch, um Erfahrungswerte und Problematiken mit Schüler-, Lehrer-, und Elternvertretern zu erörtern. Im Bildungsausschuss des bayerischen Landtags entbrannte in der vergangenen Woche eine hitzige Diskussion, bei der Verantwortliche der CSU gewisse Entschärfungen des Verbotes einräumten, solange die eigentliche gesetzliche Vorschrift in ihren Grundsätzen Gültigkeit behält.
Mitglieder der SPD-Fraktion und der Grünen wollen hierzu im Landtag einen eigenen Gesetzentwurf einbringen, der die bisherige rechtliche Grundlage deutlich auflockert. Im bayerischen Gesetz zum Erziehungs- und Unterrichtswesen heißt es, dass Handys generell an den Schulen verboten sind. Ausnahmen sind die Erlaubnis der Lehrkräfte oder die Verwendung der Geräte als Bestandteil des Unterrichts. Ludwig Unger, Leiter der Pressestelle des bayerischen Kultusministeriums, sprach deshalb in Bezug auf die Rechtsvorschrift auch nicht von einem Verbot, sondern von einer sogenannten Nutzungseinschränkung. Unger betonte die ausdrückliche Möglichkeit der Nutzung der mobilen Geräte im pädagogischen Rahmen sowie den besonderen Verantwortungsbereich der Lehrkräfte zum Wohle und Schutz der Kinder.
Die Politik verkennt die Realitäten
Für Simone Fleischmann, Präsidentin des bayerischen Lehrerverbandes, hat die Diskussion viel zu spät begonnen. Zwar begrüße sie die nun begonnene Debatte, doch wie meist, laufe die Politik der Realität hinterher, denn das Smartphone gehöre in einer digitalen Welt bei Schülern und Lehrern längst zum Alltag, so Fleischmann. Der Landesschülerrat Bayern argumentiert ähnlich und hält das generelle Verbot für völlig sinnlos. Als ständiges digitales Kommunikationsmittel sei es längst fester Bestandteil einer ganzen Generation. Der Landesschülerrat plädiert für eine viel intensivere Nutzung von digitalen Lerninhalten, also auch die feste Einbeziehung von Smartphones, Tablets oder Notebooks in den Unterricht, da in diesem Verwendungsbereich wesentlich intensiver Stärken und Schwächen von einzelnen Schülern sichtbar werden, welche dann individuell gefordert oder gefördert werden könnten.
Die stärkere Nutzung und Einbeziehung digitaler Lerninhalte wird bereits seit längerer Zeit von der Politik gefordert und sollte von dieser im Rahmen des sogenannten „Digitalpaktes“ längst umgesetzt werden. Auch die neue Bundesregierung hat sich nach Abschluss der Verhandlungen zur Großen Koalition auf eine nun endlich zügige Umsetzung der Digitalisierung an den bundesdeutschen Schulen geeinigt. Lehrpläne und spezifische pädagogische Konzeptionen zum Umgang mit digitalen Lerninhalten sowie digitale Schulbücher sind für die Zukunft der bereits aktiv stattfindenden digitalen Welt unabdingbar.