Die ohnehin angespannte Situation des Lehrkräftemangels wird sich in den kommenden Jahren och weiter verschärfen. Damit die Schulen den Bedarf decken können und ihnen ausreichend Personal zur Verfügung steht, bedarf es neben einigen Grundvoraussetzungen auch einer wesentlich besseren Zusammenarbeit der einzelnen Bundesländer. Dieses geht aus einer Studienanalyse des Bildungsexperten Mark Rackles hervor, die von der Rosa-Luxemburg-Stiftung in Auftrag gegeben wurde.
Weitreichende Krise bei der Deckung des Personalbedarfs
Bildungsexperte Rackles, der in den Jahren von 2011 bis 2019 auch in der Berliner Senatsverwaltung für Bildung als Staatssekretär beschäftigt war, stellte in seiner Studienexpertise fest, dass die Bundesländer aktuell insgesamt 18 Prozent weniger Lehrkräfte ausbilden, als sie de facto einstellen. In diesem Zusammenhang könne man daher nicht mehr von einem Versorgungsdefizit sprechen, sondern von einer schwerwiegenden Versorgungskrise, so Rackles.
Sogar in den führenden Ländern wie Bayern, Baden-Württemberg und Nordrhein-Westfalen, welche bislang über die Hälfte aller benötigten Lehrkräfte der Bundesrepublik ausbilden, sei man nicht mehr in der Lage, den eigenen Ausbildungsplatzansprüchen gerecht zu werden. Nicht nur Bayern Bildungsminister Michael Piazolo (Freie Wähler) musste zum Schulstart einräumen, dass der Lehrkräftebedarf an den bayerischen Schulen in der augenblicklichen Situation nicht mehr abzudecken sei.
Lehrkräftemangel wird sich zukünftig weiter verschärfen
In nahezu allen Bundesländern fehlen Lehrkräfte. Besonders groß sind die Defizite an den Grund- , Haupt- und Förderschulen. Nach Angaben der Berufsverbände betrage die Lücke länderübergreifend derzeit etwa 40.000 Lehrerinnen und Lehrer. In seiner Studie mahnte Bildungsexperte Rackles an, dass sich der Mangel in den nächsten Jahren noch weiter verschärfen würde. In den vergangenen 10 Jahren sei bereits ein Rückgang von Absolventinnen und Absolventen bei Lehramtsstudium von 13 Prozent zu verzeichnen gewesen, obwohl die Anzahl der Studienplätze konstant erhöht wurde.
Ein anderer Faktor sei der demografische Wandel, da bereits in vier Jahren nahezu 16 Prozent weniger Schüler/- innen das Abitur absolvieren würden und demnach auch weniger Studienplätze für das Lehramt belegt werden könnten. Zeitgleich habe der Wettbewerb um die Lehrkräfte längst enorme Ausmaße angenommen und neue Umsetzungen im Bereich der Bildung wie etwa Ganztagsschule und Inklusion setzen bis zum Jahr 2030 einen zusätzlichen Bedarf von etwa 74.000 neuen Lehrkräften voraus. In der Gesamtheit keine neuen Erkenntnisse, so Bildungsexperte Rackles in seiner Studie, lediglich die Umsetzung sei mangelhaft.
Verbindliche Rechtsvereinbarungen schaffen
Die deutliche Kritik des Bildungsexperten bezog sich auch auf die Kultusministerkonferenz, die bereits im Jahr 2020 eine Vereinbarung der Länder getroffen hatte, bedarfsgerecht auszubilden, doch augenscheinlich haben diese Bestrebungen zu keinen Verbesserungen geführt. Mark Rackles verwies in deiner Expertise darauf, dass jedes Bundesland in Sachen Lehrkräftemangel immer noch seinen eigenen Weg beschreiten würde.
In seiner Studienempfehlung mahnte er an, möglichst noch in diesem Jahr einen gemeinsamen Staatsvertrag unter oder auch ohne die Beteiligung des Bundes zu realisieren, damit die Vereinbarungen einen rechtlich verbindlichen Gesetzesrang einnehmen könnten. Da bisherige gemeinsame rechtsverbindliche Übereinkünfte gescheitert seien, müsse dieser Staatsvertrag auch ohne die einstimmige Entscheidung der Länder verabschiedet werden, so Rackles. Die Chancen hierfür stehen nicht schlecht, denn einige Bildungsminister hatten sich bereits vor Jahren für eine derartige Lösung ausgesprochen.
Weiterführende Quellen zu diesem Thema
1. Rosa-Luxemburg-Stiftung (Expertise Rackles-Consulting Bildungsstaatsvertrag)
2. ND-Aktuell
3. VBE
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