Zuletzt aktualisiert am 03.10.2024 um 0:51 Uhr, Geschätzte Lesezeit: 3-4 Minuten
Nachwuchs gesucht
Jede Menge Polizeibehörden sind chronisch unterbesetzt. Das ist die Konsequenz der politischen Sparmaßnahmen in der Vergangenheit. Ein hoher Prozentsatz der Beschäftigten wird wegen des hohen Altersdurchschnitts in absehbarer Zeit pensioniert werden. Auf der anderen Seite entscheiden sich immer weniger Berufsanwärter für den Polizeidienst. Mangelnder Respekt, Angriffe auf das Personal, Überstunden und beruflicher Stress schrecken Bewerberinnen und Bewerbern ab. Meldungen wie diese sind nichts Besonderes. Bemerkenswert ist, dass die Bundesländer bereits auf den Veränderungsprozess reagiert haben und versuchen, Migranten für den Polizeiberuf zu gewinnen. Mit Informationsveranstaltungen an Schulen und attraktiven Werbefilmen wollen sie die Personallücken füllen.
Warum gerade Migranten?
Die demografische Entwicklung zwingt die Behörden, sich dem Personal mit ausländischen Wurzeln zu öffnen. Außerdem werden Kolleginnen und Kollegen mit Migrationshintergrund als Kulturscouts geschätzt. Ihnen gelingt es, einen Zugang zu ausländischen Milieus zu schaffen. Denn sie haben den direkten Draht zu den Menschen mit Migrationshintergrund. Sie kennen deren Sprache und wissen um ihre Mentalität. Generell erhofft man sich eine bessere polizeiliche Aufklärungsarbeit und Konfliktlösung.
Die multikulturelle Stadt Berlin verbucht in ganz Deutschland die höchste Einstellungsquote von Polizisten mit ausländischer Herkunft. Man rechnet damit, dass zukünftig ein Fünftel der Beamtenanwärter für den Polizeidienst aus Einwandererfamilien stammen wird. Führungspositionen sind da nicht ausgenommen.
Einsatz in Problemvierteln
Angesichts der massiven Probleme deutscher Polizisten mit türkischstämmigen Jugendlichen will man neue Wege beschreiten. Türkische Polizisten sollten in Problemvierteln auf Streife gehen. Die Behörden erhoffen sich, dass Polizisten in türkischer Sprache in ihrem Kulturkreis besser schlichten können. Zumal türkische Polizisten von ihren Landleuten eher respektiert werden als deutsche Kollegen.
Gesetzlich verankert
Seit einem Beschluss der Innenministerkonferenz von 1993 wird verstärkt um ausländische Nachwuchskräfte geworben. Die Landesregierungen haben dieses Thema bereits fest in ihren Richtlinien verankert.
Danach sollen Bewerber
- Deutsche im Sinne des Artikels 116 des Grundgesetzes oder Staatsangehörige eines Mitgliedslandes der Europäischen Union sein.
Es gelten selbstverständlich alle Einstellungsvoraussetzungen, die bei Bewerberinnen und Bewerbern mit deutscher Staatsangehörigkeit gefordert werden. Einige Länder stellen zusätzliche Voraussetzungen. So müssen Bewerberinnen und Bewerber - ihre Muttersprache in Wort und Schrift beherrschen
- über eine Aufenthaltsberechtigung, eine unbefristete Aufenthaltserlaubnis oder eine Freizügigkeitsbescheinigung verfügen
- sich seit mindestens 10 Jahren in Deutschland aufhalten
- die deutsche Sprache klar sprechen, Sachverhalte formulieren und Anzeigen aufnehmen können.
Vorurteile auf beiden Seiten
Polizistinnen und Polizisten mit ausländischen Wurzeln gehören bereits zur polizeilichen Selbstverständlichkeit. Bis zu 19 unterschiedliche Nationen befinden sich im Polizeidienst. Im Irak geboren, aufgewachsen in Deutschland, Karriere beim Staat. Ängste und Vorurteile sind auch bei diesem Thema unvermeidbar. Auf beiden Seiten. Fremdenfeindliche polizeiinterne Kommentare oder Bemerkungen von Mitbürgern müssen sich die Beamten mit Migrationshintergrund gefallen lassen. Sie werden von ihren eigenen Landsleuten als Verräter angesehen, und von Deutschen misstrauisch beäugt. Auch das gehört dazu. Theoretisch können beide Seiten davon profitieren. Engagierte Migranten haben ungeahnte Perspektiven und polizeiliche Ermittlungsarbeit geht Hand in Hand. Wir müssen diese Chancen nutzen und gleichzeitig sorgsam darüber wachen, dass polizeiliche Ermittlungen nicht von unvertrauten Einflüssen torpediert werden.
Weiterführende Quellen zu diesem Thema:
- www.zeit.de: Migranten für die Polizei gesucht
- www.welt.de: Anteil von Migranten bei der Berliner Polizei steigt
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